Neuigkeiten aus Belarus

Hallo, ich bin Natalia Shidlovskaya. Ich komme aus Belarus. Nicht jeder weiß wo Belarus liegt, aber viele haben in den Nachrichten von der schwierigen politischen Lage in meinem Land gehört. Mir ist es gelungen, jenes Land zu verlassen, in dem die Menschen nach einer manipulierten Wahl friedlich protestierten.

Der 9. August 2020 ist das Datum, an dem der Lauf belarussischen Geschichte verändert wurde. Die Behörden gingen hart gegen die Demonstranten vor: Menschen wurden entlassen, verhaftet, verprügelt, getötet. Mir selbst fällt es schwer zu glauben, dass so etwas in einem Land passieren konnte, das sich seines Sieges über den Faschismus und seiner Toleranz rühmt. Derzeit halte ich mich in Hildesheim auf und mache einen ESK in der KUFA. Weißrussland galt lange Zeit als eines der friedlichsten Länder der ehemaligen Sowjetunion, doch 30 Jahre nach dem Zusammenbruch der Union ist es plötzlich zu einem der gefährlichsten Orte geworden, an dem frei denkende Menschen leben.

Im letzten Jahr wurden alle unabhängigen Massenmedien geschlossen außerdem gibt es keine einzige Menschenrechtsorganisation mehr in Belarus. Alle Oppositionspolitiker*innen befinden sich entweder im Exil oder im Gefängnis. Einige Präsidentschaftskandidat*innen sitzen jetzt im Gefängnis und sind zu 10 oder 20 Jahren Haft verurteilt worden, andere wurden gezwungen, Belarus zu verlassen. Es ist schlichtweg unmöglich, alle Personen aufzuzählen, die seit den Protesten inhaftiert wurden. Zudem nehmen die Schikanen und Verhaftungen immer noch zu. Heute haben Menschenrechtsorganisationen mehr als 800 Menschen als politische Gefangene aus Belarus anerkannt, mehr als 15.000 Menschen wurden aus politischen Gründen verhaftet und verfolgt.

Ich bin froh, dass ich jetzt an einem Ort arbeite, an dem ich respektiert werde und an Projekten arbeiten kann, die mich unglaublich interessieren. Endlich habe ich auch die Möglichkeit, über mein geliebtes Land zu  berichten und über den Schmerz und die tagtägliche Angst, die die Menschen dort ertragen müssen. Denn glücklicherweise hat die KUFA eine eigene Galerie, in die ich euch einlade, mehr darüber zu erfahren.

In der „Kulturgalerie Langer Garten Mitte“ in der Almsstraße 15 in Hildesheim könnt ihr euch anhand von Fotografien über diese Ereignisse informieren. Es wird eine Fotoausstellung mit Bildern der weißrussischen Proteste geben, und ihr werdet auch die Möglichkeit haben, mit einer unmittelbaren Augenzeugin zu sprechen, welche die Gewalt und Brutalität der selbsternannten „Obrigkeit“ gesehen und gefühlt hat (sowohl physisch als auch psychisch) – mit mir. Außerdem gibt es auch die Möglichkeit, Briefe an inhaftierte Menschen zu schreiben, die immer noch für die Bestrebungen, ihr Land zu verbessern, inhaftiert sind.

Öffnungszeiten: Montag 11 bis 16 Uhr, Dienstag 12 bis 19 Uhr, Mittwoch 11 bis 16 Uhr, Donnerstag 12 bis 19 Uhr, Freitag 12 bis 19 Uhr, Samstag 12 bis 19 Uhr.

Natalia Shidlovskaya