2022 ist das Jubiläumsjahr des Vereines der Kulturfabrik Löseke. Schon seit 30 Jahren ist die ehemalige Paperverarbeitungsfabrik offiziell ein buntes Zuhause für Soziokultur. Überall finden sich Spuren der Zeit und besondere Geschichten, die oft mit einer zündenden Idee begannen und dann eine eigene Dynamik entwickelt haben. Alexandra Riffel, die Leitung der Fabrikkommunikation der KUFA, erzählt sie in der monatlich erscheinenden Kolumne im PUBLIC – und hier.
Ein Besuch auf dem stillen Örtchen
In den Büroräumen der Kulturfabrik ist tagsüber viel los. Es wird vor sich hin gedacht, telefoniert, laut diskutiert und die Köpfe laufen heiß. Die Energien sind gewaltig – das braucht es auch, um das Geschäft am Laufen zu halten. Manchmal ist der einzig stille Ort in der KUFA tatsächlich das Klo – schön kühl ist es dort auch. Die voll gestickerten und geschriebenen Klotüren regen zum Nachdenken und Inspirieren an. Nachts passiert hier auch jede Menge, aber darüber könnte man ein ganzes Buch schreiben. Während ich auf dem stillen Örtchen sitze, frage ich mich, wer das schönen Mosaik, den riesigen Spiegel, die Verzierungen und den edlen Boden dort verlegt hat und stelle mir die KUFA in den Anfängen der 90er vor.
Wie sah die KUFA in den 90ern aus?
Die Toiletten neben den Büroräumen gab es damals auch schon, allerdings mit Holzwänden. Daneben hatte die Lebenshilfe eine Werkstatt, in der Kabelbäume für Bosch geklebt wurden. Ansonsten war die Etage der Fabrik eine Lagerstätte der Firma Löseke für Material und alte Maschinen. In den 90ern sah die Kulturfabrik noch viel mehr nach Papierverarbeitungsfabrik aus. Es gab keine einzelnen Räume, sondern lediglich Etagen.
Ein Tagtraum
In Gedanken spaziere ich die nächste Etage herauf. 1993 wurde die vierte Etage der KUFA hergerichtet, das heißt der Seminarraum gestaltet und die nächste Toilette in Angriff genommen, die ebenfalls liebevoll mit Mosaik verziert ist. Ein buntes Leuchtschild mit einem Papagei führte zum Café Ara, jetzt befindet sich dort der Konzertraum Loretta. Neben dem Café Ara waren zwei Büroräume: Ein Büro für den Verein der Kulturfabrik e. V und ein Büro für den Theaterverein Buffo. Der Alltag in dem Gebäude in den 90ern war damals ein Zusammenspiel aus Theaterproben, Partys und Baustelle. Vom Buffo geblieben ist der Name für den Clubraum im Keller.
Fertig werden ist 90er
In meiner Vorstellung gehe ich in die untere Etage in das jetzige Buffo. Damals wurde der Raum für die allererste Theaterproduktion des Buffos überhaupt frei geräumt: Macbeth von Shakespeare – eine erfolgreiche Produktion der freien Szene, die schon Arwed Löseke, der damalige Besitzer des Gebäudes, sich ansah und dann das Gebäude 1994 mietfrei zur Verfügung stellte. Der Verein Buffo zog 1998 in das Theaterhaus. Die allererste Förderung, die der Verein der Kulturfabrik 1992 vom Land bekam, waren 20 000 DM, die für die Sanitäranlagen im Backstageraum der Halle verwendet wurden. Von der Stadt kam 1998 der erste Förderbetrag für die Bandprobenräume, die sich im wiederum im Keller befinden. Im Dezember letzten Jahres hat der ehemalige Theaterraum Buffo ein neues Gewand bekommen, die Räumlichkeiten ändern sich immer wieder in der Kulturfabrik. Meine Gedanken schweifen zum Taggeschäft zurück und mit neuer Energie kehre ich zurück in die Büroräume. Beim Händewaschen denke ich an einen der Slogans der KUFA: „Fertig werden ist 90er“. Und merke: stimmt, wir sind nie fertig, hier ist man mittendrin.