2022 ist das Jubiläumsjahr der Kulturfabrik Löseke. 30 Jahre ist die ehemalige Paperverarbeitungsfabrik schon ein buntes Zuhause der Soziokultur. Überall lassen sich Spuren der Zeit und besondere Geschichten finden, die oft mit einer zündenden Idee begannen und dann eine eigene Dynamik entwickelt haben. Alexandra Riffel, die Leitung der Fabrikkommunikation der KUFA, erzählt Kurioses aus dem KUFA-Kosmos in einer monatlich erscheinenden Kolumne im PUBLIC. Die Reihe beginnt mit der Expedition des Untergrundes der Kulturfabrik.
Eine Expedition in den Untergrund
Gemeinsam mit Schwalle wage ich mich an den untersten Punkt der KUFA in den Untergrund. Schwalle heißt eigentlich Matthias Bierschwale, aber in der KUFA ist er als Schwalle bekannt und von Anfang an dabei. Wenn man schon anfängt, Geschichten zu erzählen, dann wohl mit dem Beginn, der Basis, dem Untergrund. Der räumliche Untergrund der Kulturfabrik, das sind nicht nur die Veranstaltungsräume Halle und Buffo. Man kann noch eine Treppe tiefer steigen. Vorbei an dem Getränkelager und Werkstätten kommt man über Gänge, Treppen und Türen zu einem verschlossenen Schacht – das Ziel der Expedition.
Der Staub von 30 Jahren
Ausgestattet mit einem Baustrahler klettern in den Schacht und befinden uns auf einmal in einem schmalen, staubigen Gang- um genau zu sein zwischen einer Stützmauer, die das Gebäude davor bewahrt, den Hang hinunter zu rutschen, sowie der Außenmauer der Kulturfabrik. Schmal und staubig ist es hier. Wir schaben den dreißig Jahre alten Staub von den Wänden ab und laufen vorsichtig über Bauschutt, während Schwalle anfängt zu erzählen. Schwalle war 1995 das letzte Mal in dem Schacht. „Mit meinen eigenen Händen habe ich damals die KUFA ausgegraben“ erzählt er und lacht dröhnend. „Da war steinharter Lehmboden, den wir aufgeschlagen haben mit der Picke. Ewig hat das gedauert. Sonst wäre die KUFA weggerutscht!“ Ein Rohr ragt aus der Wand, wir krabbeln drunter, um weiter zu kommen.
Schnapsideen sind immer gut
„Die Bierleitung in der Kneipe oben war auch so ne Schnapsidee“ ,erzählt er. „Die Kneipe ist mein Lieblingsraum in der KUFA, nachts lag ich da, habe die Sterne gesehen und dachte, dass die Kneipe unbedingt eine Bierleitung braucht. Dann haben wir die einfach gebaut.“ Schwalle war und ist Teil der Hausmeisterei der KUFA und hat schon einige wilde Ideen in die Realität umgesetzt.
Er ist gelernter Kunstschmied und Werkzeugbauer, alles Weitere hat er sich selbst beigebracht. Auch die Bar in der Kneipe hat Schwalle mitgebaut, alte Druckerplatten verzieren den Tresen, auf ausrangierten Schienen kann man die Füße abstellen. Die Herausforderung in der KUFA ist die Form. Alles ist schief, das Gebäude schon über 100 Jahre alt. Die Lösungen sind Kreativität und viele mit anpackende Hände – und mindestens zweimal hingucken. Das gilt für den Gang, der voller Unebenheiten ist und genau so für die feinen Verzierungen am Bartresen, die Schwalle angebracht hat. In der KUFA liegt die Magie im Detail und die Ideen in der Luft.
Da ist noch Luft nach oben
Wir stehen im Gang, über uns die Terrasse der KUFA, ich kicke einen alten Ball hin und her, der immer noch Luft hat. 30 Jahre sind eine ganz schön lange Zeit, in denen sich viel gewandelt hat. Bei der Frage, was er sich für die nächsten 30 Jahre wünscht, folgt wieder ein dröhnendes Lachen von Schwalle. „Ob ich so lange lebe? Die KUFA soll in guten Händen bleiben und zwar mit Energie, Nachwuchs und Kreativität.“