Dreißig Jahre Kulturfabrik, das sind auch drei Jahrzehnte voller Menschen, die die KUFA zu dem gemacht haben, was sie heute ist: zu einer festen Größe in der hiesigen Stadtkultur, einem Ort der Begegnung, an dem Konzerte auf lange Partynächte und Kreativworkshops treffen. Ohne die Menschen, die das Fabrikleben Tag für Tag am Laufen halten, wäre die kontinuierliche Erweiterung des Kulturprogramms nicht möglich. Dazu zählen nicht nur die Kulturschaffenden auf der Bühne, sondern auch die Personen hinter den Kulissen. Sie füllen das Backsteingebäude im Langen Garten mit Leben und stellen die Infrastruktur für Technoparty und Akustikkonzert bereit. Höchste Zeit also, sie einmal selbst auf die Bühne zu holen und ihnen für ihr Engagement zu danken!
Von Anfang an und bis heute mit dabei ist Feldi, der sich an verschiedenen Stellen in das Fabrikleben einbringt und beispielsweise Initiator des Ina Grotte-Festivals ist. Vor dreißig Jahren hat ihn der Gedanke, in Hildesheim ein selbstverwaltetes und für alle offenstehendes Kulturzentrum zu gründen, auf Anhieb begeistert. In den Mauern des ehemaligen Firmensitzes der Papierfabrik Löseke bot sich die Gelegenheit, der Stadtkultur einen Raum zu geben. „Seither ist die KUFA zu Hildesheims einzigem Zentrum für Kunst und Kultur geworden, an dem man sich selbst einbringen kann. Der Stellenwert für das Stadtleben ist also enorm“, so Feldi. Den Arbeitsalltag in der Kulturfabrik beschreibt er als geordnet – vorausgesetzt, man weiß im Voraus, was zu tun ist. Wenn Unvorhergesehenes dazwischenkommt, kann es auch mal chaotisch werden. Damit auch dann alles reibungslos läuft, ist Zusammenhalt für Feldi alles.
Seit etwa sieben Jahren ist Baba an Bord der Kufa. „Ich brauchte damals dringend einen Job, aber wenn ich für irgendwen arbeite, dann für jemanden Cooles.“ Kurz nachdem er sich bei Heike, einer ehemaligen Geschäftsführerin, vorgestellt hat, ist er das erste Mal „beim Putz“ eingesprungen. „Die damalige Putzleitung war begeistert von mir, sodass ich erst Stundenhilfe wurde, dann einen Festvertrag erhielt und heute selbst die Leitung vom Putzteam bin.“ Auch an der Kasse und am Einlass war Baba schon im Einsatz. Er liebt seinen Job sehr, beschreibt ihn als wundervoll, umfangreich, aber auch anstrengend. „Hildesheim und KUFA sind für mich inzwischen zu Synonymen geworden. Beide sind so miteinander verwoben, dass ich das Engagement der Kulturfabrik überall im Stadtgeschehen bemerke.“ Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm ein Abend auf den „Wallungen“ vor einigen Jahren. Damals hatte er sich bereiterklärt, als Nachtwache einzuspringen und auf die Bühnen und die Technik der mehrtägigen Veranstaltung achtzugeben. Von der „Turmbühne“ oberhalb des Liebesgrunds konnte er weit in die Ferne blicken und sah daher entsprechend früh, dass sich ein gewaltiges Gewitter über der Stadt zusammenbraute. In Windeseile sammelte Baba technisches Equipment und Beleuchtung ein und stopfte alles in die Cocktailbude. „Ich habe es sogar geschafft, alles in Sicherheit zu bringen, bevor der Sturm bei mir war. Zwei Probleme blieben aber: In der Bude war nun kein Platz mehr für mich. Und sie hatte keine Tür, sondern einfach eine Öffnung, die genau in Richtung des Sturms gerichtet war“, erinnert sich Baba. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch und beim Blick auf eines der Plastik-Werbeschilder kam ihm die Idee, dieses als provisorische Tür zu nutzen. Also setzte er es in die Öffnung der Cocktailbude und stemmte sich mit aller Kraft dagegen. „Und dann ging der Spaß auch schon los. Da stand ich also im Sturm, mit dem Rücken am Schild, und fluchte wie ein Seemann. Als der wilde Tanz vorbei war, war ich klatschnass und heiser. Aber es war ein Erlebnis“, lacht Baba.
Seit Juni 2021 ist auch Melli im Putzteam. „Es gibt immer etwas zu tun, Langeweile gibt es in unserem Job nicht“, erklärt sie. Am Arbeiten in der KUFA schätzt sie vor allem das gute Arbeitsklima. Ihr Lieblingsort ist die APO-Theke, KUFA-Neulingen empfiehlt sie aber, alles einmal auszuprobieren und so das gesamte Fabrikleben kennenzulernen. Dem schließt sich Jule, Auszubildende im Bereich Veranstaltungstechnik an. Neben der KUFA-Kneipe und dem dortigen Kneipenquiz empfiehlt sie, unbedingt einen Blick ins Faserwerk am Ottoplatz zu werfen. Jule zählt seit einem Jahr zum Team der Kulturfabrik, wusste aber bereits seit der 7. Klasse, dass sie einmal hinter den Kulissen eines Veranstaltungszentrums arbeiten möchte. „Die KUFA ist in Hildesheim der kulturelle Anlaufpunkt. Ohne die KUFA und das, was mit ihr zusammenhängt, wäre Hildesheim eine sehr viel traurigere Stadt“, ist sie überzeugt. Wie auch Feldi, Baba und Melli wünscht sie der Kulturfabrik alles Gute zum Dreißigsten und dass die nächsten drei Dekaden mit zahlreichen weiteren soziokulturellen Ereignissen aufwarten.
Laura Pöschel, freie Journalistin