Hinter den Kulissen der KUFA – Logbucheintrag 13

Während des zweiten Lockdowns sind Kulturveranstaltungen wieder verboten und #umkunstundkulturistsstill geworden. Trotz der abgesagten Projekte, Veranstaltungen und Workshops spielt sich aber immer noch Einiges in und um die Kulturfabrik ab, jetzt jedoch verborgen #hinterdenkulissen. In dieser Reihe, angepasst an den Zeitraum des zweiten Lockdowns, nehmen wir euch mit in unterschiedliche Bereiche der KUFA um zu zeigen, wo und wie gerade was passiert und wer die Menschen dahinter sind. Manches davon ist durch den pandemiebedingten Lockdown nicht sichtbar, anderes erst auf den zweiten Blick. Oder um es mit René Groscinnys Worten zu sagen: Wir befinden uns im Jahr 2021 n. Chr.. Die ganze Kulturlandschaft ist erneut durch einen zweiten Lockdown leergefegt… in ganz Hildesheim? Nein! Eine von unbeugsamen Kulturschaffenden bevölkerte Fabrik hört nicht auf, dem Corona-Virus mit Schutzmaske und Spuckschutz Widerstand zu leisten…

Ein digitaler Austausch

…und das länderübergreifend und digital durch einen Austausch, organisiert vom ENCC. Das „European Network of Cultural Centres“ wurde 1994 gegründet, um den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen sozial orientierten Kulturzentren in Europa zu fördern und organisiert regelmäßig Austauschprogramme: gerade findet ein Austausch zum Thema Hyperdiversität statt – wegen Corona in digitaler Form. Jana vom Faserwerk ist Teil davon und bekam diese Woche Besuch von Daniel aus Budapest, der ebenfalls im Bereich kultureller Prozesse tätig ist. Daniel begleitete Jana bei digitalen Meetings, bekam die Kulturfabrik über Zoom zu sehen und trotz der ungewöhnlichen Bedingungen kamen interessante Debatten zustande.

Offen und gleichzeitig geschlossen?

Diskutiert wurde unter anderem auch die sich verändernden soziokulturellen Prozesse während Corona. Wie können Kultureinrichtungen offene Räume für Alle sein, auch wenn die Türen zu sind? Wie bleibt man offen und unvoreingenommen, wenn gerade niemand weiß, wie es weiter geht? Verändern sich Projekte, wenn sie eher ergebnissoffen und prozessorientiert sind anstatt ergebnisorientiert und prozessoffen? „Es ist ansich eine gute Zeit für Pilot-Projekte“, meint Daniel. Denn es wäre gerade durch die Krise eine neue Wahrnehmung der Realität entstanden, was Ehrlichkeit, Quality-Time und die Bedeutsamkeit der „kleinen Momente“ angeht. Ein Gedanke aus den Gesprächen war auch, dass man Corona auch als kreativen Prozess sehen kann. Eine Veränderung, die man sich selbst nicht ausgesucht hat, aber trotzdem Neues entstehen kann, wenn man die Bedingungen aus einer anderen Perspektive betrachtet.

Unkraut vergeht nicht

Der Austausch ist nicht nur beruhigend, weil man merkt, dass man nicht alleine ist, sondern auch inspirierend. Jana erzählt: “ Trotz des digitalen Formats habe ich Lust auf andere Projekte über Grenzen hinaus“. Neues wagen mit Mut zur Kreativität, fluiden Stukturen und Offenheit ist noch wichtiger als sonst. Es sind die kleinen Momente, die einen Unterschied machen; genau so wie die Spontanität, in einer Zeit, in der versucht wird, Zufälle zu vermeiden. Oder ganz rabiat runtergebrochen: Unkraut vergeht nicht, vor allem wenn man die Perspektive ändert und sieht, dass Unkraut so widerstandsfähig ist, weil die Bedingungen, egal wie unwirtlich sie auch sind, mit Lebenswille genutzt werden.