Deine eigene Veranstaltung? Du im Rampenlicht? Eine Bühne für dich oder das, was du gut findest? Die KUFA macht’s möglich! Denn die Kulturfabrik Löseke in Hildesheim ist ein Veranstaltungsort der – so muss man es heutzutage schon sagen – besonderen Art. Weil er ein soziokulturelles Zentrum ist und das bedeutet: Kultur für alle. Und von allen. Wir, die KUFA, haben drei Maximen, an denen wir unser Tun ausrichten: Wir sind charmant, unangepasst und ermöglichend. Die KUFA vermietet also ihre Räume nicht bloß, wenn eine Booking-Agentur eine Anfrage für ihre Band stellt. Jede*r kann bei uns ein Konzert, ein Theaterstück, eine Party und anderes auf die Beine und auf die Bühne stellen. Außerdem holen wir Nachwuchs-Künstler*innen ins (Rampen-)Licht. Vor allem Live-Konzerte liegen uns dabei sehr am Herzen, unter anderem in der Reihe Heimathaven. Und 2020 will die KUFA die Clubkultur fördern, indem sie zu den vorhandenen Konzert-Reihen und Livemusik-Projekten ausbaut, weiter fördert und ergänzt. Kennt ihr die Punkrock-Reihe KRAWUMM? Wisst ihr schon, dass im Mai der FC Loretta an den Start geht? Wart ihr schon mal am Mittwochabend bei einem Konzert des Club VEB? Und wusstet ihr, dass gleich mehrere KUFA-Mitarbeiter aktive Musiker sind? Einer von denen hat sich in seinem Online-Blog darüber Gedanken gemacht, was es heißt Musiker zu sein. Diesen Text kredenzen wir euch heute als Gastbeitrag. We proudly present: Stefan Wehner a.k.a. wena – „Musiker sein“. Von www.wena.de
Musiker sein
Bei der Frage, was einen guten Musiker ausmacht gibt es verschiedene, individuelle Ansprüche zu berücksichtigen. Ihr kennt sicher alle folgende Situationen aus dem Proberaum: Der Sologitarrist hat sich ein neues Effektgerät zugelegt und probiert erstmal die Möglichkeiten des Gainreglers aus. Oder der E-Bassist prüft die Funktion und Lautstärke seines Bass-Stacks durch schnelle Slaplicks, obwohl er in eurer Band bei keinem einzigen Lied slapt. In den Pausen zwischen den Lieder trommelt der Schlagzeuger immer wieder irgendwelche Läufe und Beats die weder mit dem gerade gespielten Song noch mit dem nächsten Song etwas zu tun haben. Kurz: Die Probe ist wie immer! ABER – muss das so sein? Ist dieses Vorgehen songdienlich und bringt es die Band, die Probe voran? Da wären wir beim Anspruch: Ich gehe in meinen weiteren Ausführungen davon aus, dass wir Musik machen mit dem Ziel einen guten Song abzuliefern und das Publikum zu unterhalten. Es gibt sicherlich verschiedene Gründe, warum man Musik macht und welchen persönlichen und emotionalen Anspruch man dabei hat. Ich habe sogar schon von Leuten gehört, die Musik machen um damit Geld zu verdienen. In dieser Folge soll es jedoch darum gehen, was einen guten Musiker in einer Live-Band ausmacht, die vor Publikum spielen möchte und im günstigsten Fall dabei erfolgreich sein will.
Wann ist eine Live-Band eine gute Live-Band?
Ich erinnere mich an eine Situation bei einem Freund von mir im Wohnzimmer seines Tonstudios. Hellmut Hattler und Torsten de Winkel waren zugegen und wir hingen auf dem Sofa ab. Im Hintergrund lief ein Track von V.B. Kühl – Hellmut und Torsten jammten unplugged dazu. Es war eine entspannte, private Situation. Bier, Chips, Wein – keine Frauen. V.B. Kühl zückte nun seine Digitalkamera und filmte die ausgelassene Runde um den Moment einzufangen. Als seine Kamera dabei Hattlers Bassspiel einfing, fing Hellmut direkt an zu performen, gestikulierte zur Musik und seine Mimik wechselte von relaxt zu freundlich aufgeweckt. Wir lachten alle, doch Hellmut meinte: „Tja, ein Instrument zu spielen reicht heute nicht mehr aus!“ Und damit trifft er es auf den Punkt und ich komme zurück zur Proberaumsituation. Es ist natürlich durchaus beachtenswert, wenn der Gitarrist sehr schnelle Licks spielen kann und der Bassist ein Slap-Monster ist. Doch – was bringt das dem Song? Und vor allem: Was bringt es der Band? Ein wichtiger Faktor in Eurer Band ist die soziale Kompetenz der einzelnen Musiker. Das ist ganz wichtig. Ohne diese soziale Kompetenz besteht keine Band über einen längeren Zeitraum. Es wird immer wieder zu Konflikten kommen, die einen Schatten über den Spirit der Band legen. Eine Band funktioniert wie eine Beziehung, man muß sich gegenseitig respektieren und aufeinander Rücksicht nehme. Um die Nerven seiner Mitmusiker zu schonen, fährt der Sologitarrist einfach etwas früher in den Proberaum und stellt sein Setup ein. Und der Schlagzeuger nutzt die Probe nicht zum Schlagzeugüben sondern kommt dazu an einem anderen Tag alleine in den Proberaum. Und an die E-Bassisten: Hört auf zu slappen! Das will doch eh keiner mehr hören!
Von der Probe auf die Bühne
Aber Spaß beiseite – eine Probe ist ein besonderes Treffen und die Gelegenheit an seinen Songs weiterzuarbeiten und gemeinsam als Band voran zu kommen. Also nehmt aufeinander Rücksicht, hört auf jeden Einzelnen und nicht nur ob Eure eigenen Parts richtig gespielt sind. In den Spielpausen sind „Pausen“ wirklich hilfreich. Also keine Licks, kein Getrommel, nichts. Stille. So kann man sich dann auch unterhalten, die Songabläufe durchsprechen und die Ohren haben Luft zum Durchatmen! Vom Proberaum geht es dann auf die Bühne. Aber warum eigentlich? Ach so ja, wir wollen unsere Songs anderen Leuten vorspielen. Richtig. Und in der Regel finden wir es gut, wenn die anderen Leute es gut finden was wir machen. Also sollten wir alles dazu beitragen, die Gunst des Publikums auf unsere Seite zu ziehen. Dabei komme ich zurück auf Hattlers Worte: „Ein Instrument zu spielen reicht heute nicht mehr aus.“ Es geht auch immer um Performance.
Musikalisches und performatives Spiel – auf das Gesamtpaket kommt es an
Ein Konzert ist ein Auftritt auf einer Bühne. Vergleichbar mit einem Theaterstück. Es geht also nicht nur um das technisch korrekte Vorspielen der selbst erdachten Stücke. Es geht um eine Aufführung der Stücke. Ton, Optik, Bewegung – das Gesamtpaket muß stimmig sein. Es ist nicht unbedingt nötig die ausgefallensten Bühnenkostüme anzuziehen. Aber es ist schon sehr wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, wie man auftreten will. Wie man auf das Publikum wirken will. Das kann in „privater“ Proberaumkleidung genauso funkionieren wie in aufeinander abgestimmter Genrekleidung. Hauptsache ihr habt Euch darüber Gedanken gemacht und seit Euch einig. Es zeugt dabei auch von sozialer Kompetenz wenn ihr dem Keyboarder vorm Auftritt Bescheid gebt, dass ihr heute ohne Western-Outfit auftretet …
Was es heißt, Musiker zu sein
Einen guten Musiker zeichnet es also nicht aus, ein Virtuose auf seinem Instrument zu sein. Sein Instrument zu beherrschen reicht alleine nicht aus, um in einer Band zu spielen. Auch ein Anfänger auf seinem Instrument kann ein guter Bandmusiker sein, wenn er die nötige soziale Kompetenz mitbringt und seinen Anteil zum Gesamtsound beiträgt. Die Einstellung „Musiker zu sein“ hat also wenig mit Erfolg oder dem Auswendiglernen von Skalen zu tun. Ein Musiker kann jeder von uns sein, der den für die passende Situation richtig Ton in sich trägt. Und auch ein schräger Ton kann exakt dann richtig sein, wenn er den Song an dieser Stelle bereichert.
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